„Kennst du die Marie, die aufräumt? Ich hab die auf Netflix gesehen!“ Ja, hallo, die kenne ich (also nicht persönlich, aber größentechnisch würden wir prima harmonieren!) – Marie Kondo heißt sie genauer gesagt und seit ein paar Tagen ist sie in aller Munde. Denn wenn man es auf Netflix geschafft hat, dann bemerken einen plötzlich auch Menschen, die sich sonst eher selten mit dem Aufräumen befassen. Das ist total lustig, denn auf einmal sprechen mich Bekannte an, die meine Leidenschaft für Ordnung eher misstrauisch beobachten. Und es kommen ganz viele Fragen: Wie sich Marie Kondo und ihre Methode finde. Ob ich Ihr Buch gelesen habe. Ob ich auch so arbeite. Ob das nicht totalübertrieben ist. Warum alle immer beim Aufräumen weinen. Und ob ich nicht auch mal vorbeikommen möchte.
Ja klar, habe ich eine Meinung! Und ich beantworte euch super gerne eure Fragen! Here we go:
Marie Kondo und die die KonMari-Methode – worum geht es eigentlich?
Ihr kennt mich ja mittlerweile: ich kann mich stundenlang über Nebensächlichkeiten auslassen. Zum Beispiel über den Methodennamen – KonMari. Ich mag den Namen und überlege, meine Methode die HaSabi-Methode zunennen. Ok, Spaß beiseite …
Die Methode besteht aus drei Schritten
- Schritt 1: Am Anfang steht die Entscheidung, warum man aufräumen und wie man am liebsten leben möchte. Wer sich das nur schwer vorstellen kann, dem rät Marie Kondo, sich vorher eine paar Bilder aus Zeitschriften, Pinterest und anderen Medien rauszusuchen, die die Traumvorstellung einer perfekten Wohnung wiederspiegeln.
- Schritt 2: Es geht ans Ausmisten. Und zwar nach Kategorien, nicht nach Zimmern, so wie wir das meistens machen. Und es ist ein einmaliger Vorgang! Marie Kondo rät zu einer großen, umfassenden Ausmistaktion. Ganz radikal. Nicht die Methode, täglich ein Teil wegzuwerfen oder für jede neue Sache eine alte zu entsorgen, sondern einmal alles raus und dann ist es perfekt. Das darf dann gerne auch lange dauern.
- Schritt 3: Einen Platz für jedes Teil im Haus finden. Und alles schön ordentlich gefaltet dort hinlegen. Ja, das Falten! Eine ganz eigene Sache – aber dazu gleich mehr!
Ok, wir wissen, warum wir aufräumen möchten und wir haben auch ein ganz klares Bild vor Augen, wie es nachher aussehen soll. Also wird nun richtig, richtig ausgemistet. Ihr wandert dabei nicht von Raum zu Raum, sondern richtet euch nach den fünf Kondo-Kategorien.
Die fünf Kategorien
- Kleidung zuerst (da fällt das Ausmisten am leichtesten)
- Bücher (jaaa, man darf Bücher auch wegwerfen)
- Unterlagen (man muss keine Kreditkarten-Abrechnungen aufheben)
- Kleinkram (braucht man 100 Stifte in der Schublade?)
- Erinnerungsstücke (Kindergartenbasteleien & Co)
Ihr sucht nun im gesamten Haushalt beispielsweise alle Kleidungsstücke zusammen. Alle! Auch die Gummistiefel in der Garage, die Hausschuhe, die Malerklamotten und die Badeanzüge. Werft alles auf einen Haufen und seid erstaunt. Entweder darüber, wie toll ihr organisiert seid (die wenigsten) oder ein bisschen erschrocken, wie viel ihr besitzt. Und dann geht es ans aussortieren.
„Does it spark joy?“ – Macht es dich glücklich?
Bleiben darf nur, was dir Freude und dich glücklich macht. Und natürlich, was uns einen Nutzen bringt oder notwendig ist. Ein Beispiel: Meine Steuerunterlagen. Sie machen mich nicht glücklich, sind aber notwendig. Oder die Küchenwaage. Keine großen Glücksgefühle, aber ohne geht es halt auch nicht. Alles was diese Kriterien nicht erfüllt, muss leider gehen.
Aber wie findet man raus, was einen glücklich macht? Kondo empfiehlt, alles einzeln in die Hand zu nehmen und zu überlegen, ob der Gegenstand einen glücklich macht. Ihr haltet also euren Pullover im Arm und fühlt in euch rein, ob er einen kleinen Glücksfunken entzünden kann.
Jaaaa, ich weiß, das ist der Punkt, an dem viele die Augen verdrehen. Das klingt auch erst einmal schräg, aber es funktioniert. Nehmt das Shirt aus dem vorvorletzten Sale, das ihr noch nie getragen habt in den Arm. Was fühlt ihr? Nichts! Denn genau aus diesem Grund ist es auch noch ungetragen – weil es euch nichts bedeutet und ihr es wahllos gekauft habt. Aber was ist mit dem Lieblingspulli, der die perfekte Farbe hat und so wunderbar kuschelig ist? Genau, ihr liebt ihn.
Und da ist der kleine Glücksfunke, der über Bleiben und Gehen entscheidet.
Und so arbeitet ihr euch nun durch euren gesamten Haushalt – erst die Klamotten, dann die Bücher usw. (s.o.)
Zuerst waren die Bücher …
Als ich das erste Mal ein Marie Kondo-Buch (Magic Cleaning: Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert*) in den Händen hielt, dachte ich mir: Naja, toll sieht das ja nicht aus. Noch nicht mal japanisch-minimalistisch-elegant. Ich fand den Einband lieblos. (Ja, lieber Verlag, so isses!)
Aber der Inhalt! Oha, ich war sofort schockverliebt! Das war das erste Buch nach simplify your life: Einfacher und glücklicher leben*, das ich im Ordnungsbereich toll fand!
Es formulierte damals endlich das, was ich teilweise selbst schon praktizierte und hatte so einen wunderbaren Ansatz, Dinge neu zu schätzen. Ich habe mir von Beginn an das rausgeholt, was zu mir passt. Denn seien wir mal ehrlich: Sie ist schon ein bisschen obsessiv, wenn es um das Falten von Dingen geht.
Wenn ihr euch meine liebsten Aufräumbücher im Video ansehen möchtet – dann hier entlang! Aber ihr könnt euch auch ganz oldschool eine meiner ersten Buchrezensionen dazu durchlesen.
Ihr mögt es ohne viele Worte? Dann ist vielleicht die Comic-Manga-Version für euch genau richtig: Die KonMari-Methode: Wie du Liebe, Job und Alltag in Ordnung bringst. Ein Manga*.
… und dann die Serie
Am 2. Januar brach die Ordnungswelt dann auf ein Millionenpublikum herein: Marie Kondo war auf Netflix. Oha! ich hatte die zierliche Japanerin schon auf Videos gesehen und ich muss gestehen, dass ich wirklich sehr gespannt war, wie sie das amerikanische Publikum für sich einnehmen wird. Worum es geht?
In der Serie hilft Marie Kondo hilft sechs Haushalten, wieder ordentlich zu werden. Dabei steht die KonMari-Methode im Mittelpunkt und wird den betroffenen Familien beigebracht. Ehrlich gesagt: ich hatte Angst, dass die Serie ganz schrecklich ist! Aber sie ist tatsächlich eine Make-Over-Show geworden, bei der man sich nicht schämen muss.
Marie Kondo geht in jeden Haushalt und akzeptiert alles so, wie es ist.
Sie urteilt nicht, sie macht keine Witze auf Kosten der Bewohner, rollt nicht mit den Augen und erklärt ihnen auch nicht, dass nur dramatische Änderungen ihrer Häuser und ihres Lebenalles wieder ins Lot bringen werden. Marie Kondo führt die Familien langsam in den Aufräumprozess, in dem jeder seine ganz persönliche Entscheidungen, wie weit er gehen möchte, für sich selbst treffen kann. Ich finde es unglaublich süß, wie sie wie ein kleines Kind vor den Kleiderbergen steht und gerne mal im Chaos eines zugestellten Zimmers stolpert. Sie ist wie eine kleine japanische Aufräumfee.
Ich kenne das Augenrollen
Ja, ich weiß: Wir Deutschen lieben es an dieser Stelle, uns über die etwas überzogenen Reaktionen der Amerikaner lustig zu machen. Über die Kleiderberge zu lachen und über die Blauäugigkeit, dass gefaltete Wäsche einer Beziehung Aufschwung gibt. Aber ich finde, dass das gerade der Serie ihren Charme verleiht. Hier treffen zwei Kulturkreise aufeinander: Die zurückhaltende und etwas schüchterne Japanerin und die emotional alles nach draussen kehrenden überschwenglichen Amerikaner. Bei mir hat es selbst etwas gedauert, die amerikanische Art zu verstehen, als ich in den USA gelebt habe. Klar, ist vieles sehr oberflächlich. Aber manchmal täten uns strukturierten Deutschen ein bisschen überschwängliche Kindlichkeit ganz gut. Und dann ist Aufräumen auch keine ernste Angelegenheit mehr und kann wirklich Spaß machen!
Die Geschichte mit der Badewanne
Und jetzt komme ich zur Badewanne. Und zum Badewasser, dass ich drei mal habe kalt werden lassen. Jaaaa, ich weiß, ich hab euch jetzt wirklich lange auf die Folter gespannt. 🙂
Es ist nämlich Folgendes passiert: ich hatte die erste Folge gerade angesehen, als mir bewusst wurde, dass ich in letzter Zeit zwar aufgeräumt hatte, aber nicht wirklich ausgemistet. Und so sinnierte ich auf dem Weg zur Badewanne darüber, wie schön ich mal das Gefühl fand, nach KonMari auszumisten. ich ließ wasser in die Wanne und stand vor dem Badschrank: Jede Menge Zeug! Unglaublich viele Sachen, von denen ich auch wusste, dass ich sie nicht mehr benutze. Während das Wasser lief, sortierte ich meine Lippenstifte aus. Es durften nur drei von 12 bleiben und es fühlte sich so gut an!
Wasser war drin und ich machte mich an meinen Lidschatten. Trage ich noch Türkis? Mag ich helles Nude lieber als mittelhelles Nude? Warum habe ich 7 Lidschatten in diesem Ton? Also weg damit! Behlaten habe ich eine wunderschöne Palette in Nude 😉 und einmal Glitzer. Das Wasser war kalt.
Also habe ich heißes wasser zulaufen lassen und während dieser Zeit (man muss die Motivation ja nutzen) ging es dem Nagellack an den Kragen. 4 von 12 durften bleiben und während ich mich sehr darüber freute, dass ich ökologischen (gibt es das überhaupt?) Lack habe, der meine Nägel nicht verfärbt und auch noch toll in der Farbe ist, wurde das Wasser wieder kalt.
Um der Wasserverschwendung Einhalt zu gebieten, bin ich dann in die Wanne rein (natürlich nicht ins kalte Wasser) und nach 10 Minuten wieder raus, da ich mich ja dann an Shampoo, Duschgel, Makeup und die restliche Kosmetik machen musste …
Für wen funktioniert Marie Kondo?
Für mich! Aber ich muss es gleich einschränken, denn nicht alles funktioniert gleich gut! Und das ist auch mein Rat an euch: Nehmt euch das Grundprinzip und passt es für euch und euer Leben an. Wer seine Jeans lieber hängt, der faltet sie halt nicht zum Päckchen. Socken werden bei mir auch nicht in Origamiform gefaltet, sondern einfach zusammengesteckt (aber hochkant in die Schublade gestellt). Ihr möchtet die Handtasche nicht täglich ausräumen? Dann lasst es bleiben – aber vielleicht sortiert ihr eure Schubladen neu, indem ihr sie mit kleinen Kartons ausstattet?
Ich mag das Falten der Kleidung, da es etwas Meditatives hat. Ein Hörbuch oder Podcast dazu (vielleicht sogar meinen über Ordnung!) und ich komme ganz einfach in einen schönen, entspannenden Rhythmus.
Die Basis, sich um Kategorien und nicht um Räume zu kümmern ist jedoch wirklich sinnvoll! Denn erst, wenn ihr alle Schuhe zusammengetragen habt oder einen Überblick über Schrene im Haushalt bekommt, wisst ihr, wie viele überflüssige Dinge ihr loslassen könnt.
In diesem Sinne: Let´s spark joy!
*Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Käufen.
Comments (8)
Jasmin von der Katz
Hallo Sabine, ich wollte nur einen kurzen Kommentar zurücklassen, weil ich es so lustig finde, dass unsere Malms innen ganz ähnlich aussehen. Ein typischer Marie Kondo Malm würde ich sagen ;D Hast du auch das Video zum Zusammenlegen von ihr gesehen? Wahrscheinlich. Das war’s auch schon, dir eine schöne Zeit! Miau, Jasmin
seinfeld
Toller Artikel - danke!
Isabel
Sehr schöne Post. Ich war ursprünglich skeptisch, habe dann bei Netflux reingeschaut und mochte die Art von Marie und gerade das Dankbarkeit darin. Ich stimme Dir zu, dass das gucken motiviert bei sich selbst wieder genauer zu schauen und dass man sich sein eigenes System erarbeiten sollte. Lieben Gruss Isabel
Susanne
Hallo Sabine, ich habe gerade meinen Geschirrschrank aussortiert und hab eigentlich kein Problem mich von Sachen zu trennen, aber ich mag nicht so gerne wegwerfen. Was mach ich denn z. B. mit einzelnen Tassen oder einer Kaffeekanne, die noch gut oder sogar fast nicht benutzt sind? Mein Teeservice hab ich in den Chanceladen für Bedürftige gespendet. Aber was mach ich mit dem eigentlich noch guten Rest? Manchmal denke ich "Augen zu und ab in die Tonne, eine Belastung weniger" dann aber wieder "zu gut für die Tonne und nicht im Sinne von Müllvermeidung". Hast du da einen Tipp für mich, wie ich da besser loslassen kann? Liebe Grüße aus der Pfalz! Susanne
Kathrin
Ich kenne Mari Kondos Methoden auch schon länger und ich muss sagen irgendwie find ich den ganzen Hype um sie ziemlich übertrieben. Ich habe schon lange vor ihr meine Sachen in Schubladen so gefaltet und aufrecht gestellt das man alles von oben direkt sieht. Wer Bücher wegwirft ist für mich unten durch, bekommt man mal eins geschenkt was man wirklich gar nicht will, dann einfach weiterverschenken an jemanden der das Thema mag. Dieses "Sparks Joy" nervt inzwischen total, wenn ich alles wegwerfe was nicht "Joy" bei mir auslöst, es gibt halt Dinge die benutzt man die braucht man die können nicht alle Joy auslösen. Und die Aufräummethode alles auf einen Haufen zu schmeissen nur um zu visualisieren was man hat, da finde ich die Methode eins rein dafür eins raus viel besser. Viele Grüße Kathrin
marie
Die 5 Schritte Liste ist ja garnicht mal so übel. Werd ich mal anwenden bei der nächsten Aufräum-Aktion. :D
Franzi
Ein toller Beitrag, ich habe vor ein paar Tagen auch endlich mal geschaut, was es mit der Serie so auf sich hat. Ich fand es auch toll, dass Marie Kondo kein bisschen darüber urteilt, wie viel oder wenig jemand hat oder behalten möchte - da sieht man sehr deutlichen den Unterschied zwischen den deutschen und englischen TV Formaten. Ich schäme mich ja direkt immer für das deutsche Fernsehen, wenn ich amerikanische Originale sehe. Auch so Formate wie die Supernanny oder The Biggest Looser, wofür man sich im Deutschen ja einfach nur schämen muss, weil es nur darum geht, die Teilnehmer zu blamieren, sind im Amerikanischen überhaupt nicht urteilend. Ganz im Gegenteil hat man da tatsächlich das Gefühl, dass es darum geht, den Teilnehmern wirklich zu helfen.
Kevin
Ergibt Sinn*