Als ich für den Artikel Fliegen mit Baby und Kleinkind recherchiert habe, wurde mir klar, dass ich noch ein bisschen Input von Menschen brauche, die das gerade selbst erleben und nicht wie ich schon ein paar Jährchen hinter mir habe. Wie organisiere ich das Reisen mit einem kleinen Kind am besten? Wie packe ich? Welche Tricks gibt es? Kann ich mit einem Baby auf Weltreise gehen?
Und beim Gedanken “Weltreise” fiel mir Julian und seine Familie ein. Julian kenn ich schon ziemlich lange – er ist der kleine Bruder einer lieben Freundin aus Schulzeiten. Wir waren gemeinsam im Fechtverein und hingen später in dunklen Kellern auf dunklen Veranstaltungen rum. Das ist schon ein bisschen her und mittlerweile ist er Arzt und mit Sarah verheiratet. Das klingt jetzt ziemlich gesettelt, aber ihre kleine Familie (demnächst dann mit einem Mitglied mehr) ist alles andere als “niedergelassen”. Denn allen dreien liegt das Reisen im Blut! Und deswegen machten sie sich nach der Geburt von Alejandra in der Elternzeit auf Weltreise.
Also die perfekte Gelegenheit, Sarah ein paar Fragen zu stellen, die sie mir mit Doktorarbeit und Babybauch und direkt nach einer Reise auch noch beantwortet hat.
Los geht´s:
Wie habt ihr denn gepackt? Koffer oder Rucksack?
Auf der Weltreise hatten wir sowohl einen Koffer als auch einen Rucksack dabei. In einen Standard-Koffer passt schon einiges an Gepäck rein, dafür ist ein Rucksack praktischer. Das war ein ganz guter Kompromiss.
Wenn man mit Kind 8 Monate durchgehend unterwegs ist, dazu in verschiedenen Klimazonen, dann fallen schon unterschiedliche Bedürfnisse an – von der Winterjacke, über die Wanderschuhe bis hin zur Sommerkleidung. Hinzu kommt, dass Kinder unermüdlich wachsen und wir vor Ort nicht zu viel Geld für neue Klamotten ausgeben wollten. Platz konnten wir schaffen, indem wir ausrangierte Kleidungsstücke einfach an Einheimische verschenkt haben, z. B. beim Couchsurfen. Im Gegenzug sind so natürlich auch neue Sachen hinzugekommen. Von einer Couchsurfer-Familie haben wir beispielsweise eine Kraxe zum Wandern geschenkt bekommen.
Kind auf Weltreise: Was habt ihr mitgenommen? Was war überflüssig?
Bevor wir losgezogen sind, wussten wir schon ungefähr, wo wir überall hinwollten. Einen großen Teil der Zeit haben wir in Neuseeland verbracht, wo von Sommer bis Winter alles dabei war. Dementsprechend waren Pullover, Jeans, dicke Jacken und Wanderschuhe unerlässlich. Auch in Kanada haben wir diese Kleidungsstücke gut gebrauchen können. Während es im Mai in Vancouver schon sehr warm war, lag in Banff Schnee. Ich muss sagen, diese Sachen haben schon ordentlich Platz in unserem Koffer weggenommen. Natürlich hatten wir von allem nicht zu viel dabei, da man problemlos überall waschen kann, zur Not auch mal Handwäsche.
Zu dem Koffer und dem Rucksack hatten wir zusätzlich noch einen (flugzeugtauglichen) Autokindersitz (Römer Eclipse) dabei, einen Buggy (McLaren) und jeweils einen kleinen Rucksack, gefüllt mit unseren Lieblingssachen wie Spielzeug, Bücher und Laptop. Überflüssig war definitiv unser Buggy. Ein paar Mal hatten wir ihn im Einsatz, jedoch nicht nennenswert oft in acht Monaten. Die Kraxe war da wesentlich komfortabler.
Kind auf Weltreise – was braucht man unbedingt?
Das kommt darauf an, in welchem Alter das Kind ist. Im Säuglingsalter waren wir mit Alejandra in Asien, Australien, Neuseeland und in verschiedenen Ländern Europas unterwegs. Da hatten wir nicht mehr als Windeln, Babynahrung und ein paar Wechselklamotten dabei. Das kriegt man auch alles überall problemlos zu kaufen, es reicht also, immer nur einen kleinen Vorrat dabei zu haben.
Unverzichtbar war allerdings unsere Babytrage (Ergo Carrier). Es gibt kaum ein Foto aus dieser Zeit ohne Babytrage. Mit zunehmenden Alter wurden aber auch die „Ansprüche“ differenzierter. Zwischen einem und drei Jahren wollte sie nicht mehr in die Trage, war aber auch noch kein fitter Läufer. Ein Buggy oder eine Kraxe bzw. ein Tragetuch sind da goldwert. Ab dem Alter von drei wurde es dann einfacher. Wir müssen seither viel weniger mitnehmen auf Reisen, da sie nicht mehr transportiert werden muss. Auch spezielle Nahrung oder Windeln fallen weg. Viel wichtiger ist die Frage geworden „Wo sind die Spielplätze und andere Kinder zum Spielen?“
Mit Kind auf Weltreise: Habt Ihr spezielle Tipps oder Tricks?
Wir stellen uns vor jeder Reise die Frage: „Brauchen wir dies und jenes wirklich?“ Dieser „Tipp“ klingt profan, ist aber sehr nützlich. Auf unserer ersten Autotour durch die Schweiz, Frankreich und Italien haben wir noch Tonnen an Sachen dabei gehabt. Alejandra war damals sechs Wochen alt und wir waren übervorsichtig. Reisebettchen, Sterilisator für Fläschchen und Schnuller, XXL-Windelpacks – alles wurde schonungslos in den Kofferraum gequetscht. Das Ende vom Lied war, dass sie so gut wie nie in ihrem Reisebettchen, sondern im Elternbett geschlafen hat, Flaschen und Schnuller kann man auch im Kochtopf säubern und Windeln gibt es ohnehin überall zu kaufen, wo Kinder leben. Diese Liste könnte ich endlos weiterführen.
Weniger ist mehr, das gilt auch fürs Kofferpacken. Wichtiger sind „Herzensdinge“: Das Lieblingskuscheltier, -schmusetuch oder -hörspiel sollte auf keinen Fall fehlen. Das gibt Sicherheit auf Reisen, wenn sich Schlafplätze ständig ändern. Und für die Eltern? Ein Babyphone, um sich auch mal entspannt zurückziehen zu können; einen Laptop/Tablet, um mit der Oma zuhause zu skypen und – super mit Baby im Flieger oder Auto – einen Fruchtsauger (gesund und lecker). Ansonsten gilt: Einfach losziehen und selbst Erfahrungen sammeln! Man muss herausfinden, welche Art zu reisen, mit welcher Intensität und welchem Gepäck zu einem passt.
Liebe Sarah, vielen lieben Dank für die Beantwortung meiner Fragen! Ich wünsche euch Dreien (Vieren!) ganz viel Spaß auf den nächsten Reisen!
Ihre Reiseberichte könnt ihr übrigens in ihrem Blog Familie Bauer auf Weltreise lesen!
Comment (1)
Henning
Spannend zu lesen, so eine Familien-Weltreise ist wirklich ein Traum!