Wie viel dürfen oder sollen Kinder zuhause eigentlich mithelfen?
“Kinderarbeit ist verboten!” – ich weiß nicht, wie oft mir das Sophie früher entgegen geschmettert hat, wenn es um das Helfen im Haushalt ging. Das stimmt aber nur so halb: Das Jugendarbeitsschutzgesetz verbietet zwar Kinderarbeit, erlaubt aber ausdrücklich “die Beschäftigung durch die Personensorgeberechtigten im Familienhaushalt”.
Im Beamtendeutsch sieht das so aus:
§ 1619 BGB
Das Kind ist, solange es dem elterlichen Hausstand angehört und von den Eltern erzogen oder unterhalten wird, verpflichtet, in einer seinen Kräften und seiner Lebensstellung entsprechenden Weise den Eltern in ihrem Hauswesen und Geschäft Dienste zu leisten.”
Das Bürgerliche Gesetzbuch sieht das Mithelfen sogar als Gegenleistung für den Erziehungsauftrag und das Dach über dem Kopf (Haha!).

Das ist gar nicht mal so wenig
Im Klartext heißt das, dass selbst kleinere Kinder schon im Haushalt mithelfen können. Je älter das Kinder wird, desto größer wird der Aufgabenbereich: Tätigkeiten in Haushalt und Garten, Botengänge, die Betreuung von Kindern oder Senioren sowie Einkaufstätigkeiten sind ihnen zuzumuten. Ab 14 sind sieben Stunden pro Woche angemessen. Ich finde das schon eine ganze Menge. Und ich bin mir nicht sicher, ob das bei uns tatsächlich (mit 17) so viel ist …
Dass man den Nachwuchs dabei ausnutzt und als persönlich Putzfrau nutzt, versteht sich von selbst, und auch der Entwicklungsstand und die Kräfte des Kindes müssen von den Eltern berücksichtigt werden.
Wie viel muss mein Kind im Haushalt helfen?
Ganz kurz zusammengefasst: Die Stunden, die Kinder im Haushalt mitarbeiten sollten, sind durch gesetzliche Vorgaben grob festgelegt:
Jugendliche ab 14 Jahren: 7 bis 8 Stunden pro Woche
Kinder bis zu 12 Jahren: 3,5 bis 7 Stunden pro Woche
Kinder helfen im Haushalt: soll oder darf es dafür Geld geben?
Auf meiner Recherche bin ich auf die unterschiedlichsten Varianten getroffen, wenn es um das Thema “Bezahlung von Leistungen im Haushalt” geht:
- Manche zahlen kleine Beträge für die Hilfe und geben dafür kein Taschengeld.
- Anderen erwarten kleine Arbeiten wie Tischabräumen und entlohnen Zusatzaufgaben wie Babysitten der jüngeren Geschwister.
- Es gibt sogar die Variante, dass sich die Familie für eine Putzfrau entscheidet, zu deren Bezahlung Jugendliche seinen Teil beitragen muss – aber das finde ich schon ziemlich heftig.
Was mich persönlich interessiert hat, war die Meinung von Pädagogen, was angemessen ist. Die Variante, außergewöhnliche Arbeiten mit Außergewöhnlichem zu belohnen, wird von Erziehungsberatern als “pädagogisch wertvoll” empfohlen und ich finde das auch am sinnvollsten. Bei uns gibt es für tägliche Routinen wie Spülmaschine ausräumen ein “Dankeschön” (also das Wort und nichts Materielles) und nur für außergewöhnliche Arbeiten wie Auto aussaugen oder Balkon putzen wird eine kleine Taschengeldaufbesserung gezahlt.
Meistens sind solche Aufgaben aber auch Verhandlungsmasse, wenn beim Shopping mal ein T-Shirt gekauft wird, das normalerweise nicht benötigt wird …
Letztendlich muss jede Familie für sich entscheiden, wie der Haushalt gehandhabt wird. Aber: Es tut jedem Menschen gut, wenn er etwas für die Gemeinschaft tun kann und merkt, dass er gebraucht wird.
Der erste Schritt: Kindern feste Aufgaben zuteilen
Das sieht dann so aus, wenn Kinder helfen: Aufgaben:
- gemeinsam überlegen, welche Aufgaben das Kind übernehmen kann und möchte,
- zeitlichen Rahmen aussieht festlegen
- unter welchen Umständen darf die Arbeit aufgeschoben werden
Klar ist: Bei der Umsetzung ist Konsequenz nötig. Und starke Nerven. Denn auch wenn man einen Plan erarbeitet hat, wird es beim Ausführen der Arbeit Gemaule geben. Ohren auf Durchzug! Und dem Nachwuchs die Arbeit nicht abnehmen – auch wenn es bequemer ist.

Wo können Kinder im Haushalt helfen?
Aufgaben im Haushalt nach Alter
Und hier ist jetzt noch mal eine Liste der Dinge, die Kinder im Haushalt übernehmen können:
Kinder zwischen 3 und 6 Jahren
- den Tisch decken oder das eigene Geschirr abräumen
- sich alleine anziehen
- das Spielzeug in die Spielzeugkisten einräumen
- Socken in den Kleiderschrank einräumen
- gemeinsam mit den Eltern kochen
- Blumen gießen (nach Anleitung)
Kinder zwischen 6 und 10 Jahren
- eigenes Zimmer aufräumen
- Bett machen
- Tiere versorgen
- getragene Kleidung in den Wäschekorb legen
- Blumen gießen
- beim Kochen helfen
- Tisch decken und abräumen
- kleine Erledigungen, zum Beispiel etwas zum Nachbarn bringen
- Müll wegbringen
Heranwachsende zwischen 10 und 16 Jahren
- Einkäufe erledigen
- kochen
- Sonntags Brötchen kaufen
- Wäsche waschen
- Geschirrspüler ausräumen
- Schuhe putzen
- kleinere Reparaturen erledigen
- auf Geschwister aufpassen
- Staub saugen
Warum Kinder im Haushalt helfen sollen
Haushaltsaufgaben für Kinder sind ein wesentlicher Bestandteil ihrer Entwicklung. Wenn Kinder von klein auf im Haushalt mithelfen, lernen sie nicht nur praktische Fähigkeiten wie Aufräumen oder Kochen, sondern entwickeln auch wichtige soziale Kompetenzen.
Sie begreifen so, dass das Zuhause ein gemeinsamer Raum ist, für den alle Verantwortung tragen. Dies stärkt ihr Selbstwertgefühl, weil sie das Gefühl haben, einen wertvollen Beitrag zu leisten. Zusätzlich fördert das Helfen Selbstständigkeit, Organisationsfähigkeit und natürlich auch ein bisschen Disziplin – Qualitäten, die sie später in der Schule und im Beruf gut gebrauchen können. Kurz gesagt: Indem Kinder im Haushalt helfen, wachsen sie zu verantwortungsbewussten und selbstsicheren Persönlichkeiten heran, die ihren Platz in der Familie und in der Gesellschaft finden.
Also los gehts! Und keine falschen Hemmungen mehr 🙂
Und: Wie haltet ihr es beim Thema “Kinder helfen im Haushalt?”
Comments (9)
Anonym
GROSSARTIG! Diesen Paragraphen werde ich sofort ausdrucken und in der Küche aufhängen!
Liebe Grüße
Michaela
Esther
Den Paragraphen kannte ich auch schon - und da wir neben dem Haus auch noch einen Betrieb haben, finde ich den mehr als wertvoll :-D. Man kann den Kindern auch deutlich machen, dass man als Familie an einem Strang ziehen muss, und je mehr sich die Kinder einbringen und Arbeit abnehmen, desto mehr Familienzeit ist auch drin. Den Beitrag von Posy kann ich nur unterstreichen: die Kindern lernen für ihren eigenen Haushalt, Lebensführung und Erziehung. Das sehen wir heute schon bei unseren studentischen Mietern. Da ist man weniger Vermieter als "ins Leben Helfer". Unfreiwillig...also, bitte, liebe Eltern: nehmt uns Arbeit ab!! "Ohren auf Durchzug"....notfalls nehme ich Ohrenstöpsel...
Alex
Das arme Kind RIP an den Gefallen Bruder
Lotta
Hallo! Ich finde es gehört dazu, dass die Kinder im Haushalt mithelfen sollten. Es tut sich ja nix von alleine! Wir haben einen Wochenplan mit Aufgabenverteilung, der jede Woche wechselt. Der Eine hat Küchendienst, Spülmaschine, Tisch abwischen, Müll rausbringen. Der Andere muss 2x am Tag die Wohnetage saugen und die Treppe zu den Schlafräumen, 2x pro Woche. Die eigene Wäsche muss von den zweien in die Waschküche gebracht werden und die fertige selber eingeräumt werden. Ansonsten muss jeder seine Unordnung selbst aufräumen. Die Kinderzimmer müssen beide schon länger alleine sauber halten. Gassi gehen ist morgens und Abends aufgeteilt. Die Große Runde mache ich. Wir gehen beide Vollzeit arbeiten, ich halte den Rest vom Haus in Ordnung, Wäsche waschen, Kochen etc. Dann haben wir zu Coronazeiten einen Tagesplan aufgestellt, damit die zwei eine Richtlinie haben, was wann erledigt werden sollte und die zwei einen geregelten Tagesablauf haben. Klar, läuft nicht immer alles nach Plan und man muss immer hinterher sein, oder etwas umplanen, aber grundsätzlich gehört es dazu. Gerade wenn man zwei kleine Schmuddelkinder hat, die jede Menge Dreck und Unordnung veranstalten. Sie sind mit 8 1/2 und fast 10 Jahren alt genug.
elisa
gute idee, werde icg mir merken. danke lg elisa
Umberto
"Dass man den Nachwuchs dabei ausnutzt und als persönlich Putzfrau nutzt" fehlt hier nicht ein "nicht"?
Jana
Ich habe das nicht vorhandene "nicht" mitgelesen. Ich schwöre!
Dieter Klein
Ich habe eine 12jährige Pflegetochter. Sie macht buchstäblich nur das aller notwendigste. Eigentlich soll sie einmal wöchentlich ihr Zimmer aufräumen und saugen sowie durchwischen. Dies erfordert, dass man 2 Tage auf sie einreden muss und sich vor dem Zimmer hinsetzen muss, das sie überhaupt etwas macht. Sie bekommt die Wäsche gewaschen und gebügelt in ihr Zimmer gebracht, ihre Aufgabe ist es die Wäsche in den Schrank bzw. die Kommode zu legen. Was passiert? Oft wird ein Teil der Wäsche wieder nach unten zum Waschen geworfen, ohne das sie sie anhatte, nur weil sie zu faul ist ihre Wäsche in den Schrank zu räumen!! Erbärmlich.
Kati
Sie sind erbärmlich Herr Klein, weil es Ihnen scheinbar nicht möglich ist einen angemessenen Ton zu wählen und Ihrer Tochter die nötige Kompetenz zu artgerecht, also pädagogisch wertvoll zu vermitteln. Auch verwunderlich ist, dass Sie zwischen Kind und Pflegekind unterscheiden. Alles Gute für Sie!