Ein Thema beschäftigt gerade ganz viele: Wie kann ich mit dem Thema Ordnung entspannter umgehen, wenn Homeschooling und Home Office stressen? Ich habe bereits in letzter Zeit einige Interviews dazu gegeben, aber mir fallen immer wieder ein paar neue Aspekte ein oder ich bekomme gute Ideen von meinen Leser*innen zugetragen.
Das dreckige Geschirr in der Küche und das Bastelchaos auf dem Esstisch
Also: Wie sieht es gerade bei euch bezüglich der Ordnung bei Homeschooling so aus? Chaos auf dem Küchentisch, im Wohnzimmer und in der Spüle? Überall fliegen Papiere, Bastelsachen und Schulbücher rum und in der Küche stapelt sich das Geschirr?
Wir sind drei Personen im Homeoffice: Glücklicherweise hat jeder sein eigenes Büro, bzw. die Tochter ihr Zimmer. Sie studiert im ersten Semester und würde gerne das lockere Studentinnenleben ausprobieren, statt die Küche permanent aufzuräumen. Aber das ist im Vergleich zu vielen Haushalten derzeit purer Luxus für uns! Wir müssen nicht parallel die Kinderbeschulung oder -betreuung wuppen, sondern stapeln nur jede Menge dreckiges Geschirr in der Küche.
Und so unterschiedlich die Situationen für uns alle sind, so unterschiedlich sind die Bedürfnisse. Die große Frage lautet nämlich:
Ordnung bei Homeschooling & Home Office: Was stört mich und womit kann ich leben?
Jeder hat sein ganz persönliches Ordnungslevel und jeder hat auch seine eigene Strategie, mit der Situation umzugehen. Manche haben ein schlechtes Gewissen und es sitzt ihnen die dreckige Kaffeetasse in der Spüle schon im Nacken, anderen ist sie die perfekte Ausrede, die Tasse zu spülen und wegzuräumen, statt im Homeoffice zu arbeiten. Der eine versinkt im Chaos und stört sich aber am dreckigen Bad, dem anderen ist schon der Gedanke an den kommenden Kindergarten-zuhause-Tag ein Horror.
Also: Wie ist eigentlich dein eigener Anspruch? Was ist dein persönliches Ordnungslevel? Ist es mir wichtig, dass es superordentlich ist, wenn ich arbeite und die Kinder im Homeschooling sind, oder ist es mir relativ egal? Was ist mir normalerweise wichtig und wieviele Schritte kann ich davon abweichen, ohne dass es mich stresst? Was kann ich aushalten, was nicht?
Ihr merkt, worauf ich hinaus möchte?
Ein Beispiel: Wer normalerweise alles tipptopp haben möchte und keine Unordnung zulässt, kann vielleicht in dieser speziellen Situation ganz bewusst sagen: Ok, normalerweise ist die Küche immer ordentlich, aber zur Zeit kann ich damit leben, dass die Bastelsachen immer in einer Kiste rumstehen. Oder: Ich mag die gesamte Wohnung picobello, aber gerade lasse ich alle Fünf gerade sein, wenn es ums Abspülen geht und mache die Tür hinter mir zu.
Wir leben in besonderen Zeiten
Entspannt euch. Ordnung ist in diesen Zeiten bei Homeschooling und Co. keine Priorität. Wenn ihr euch die Frage nach euren Bedürfnissen gestellt und ein Committment mit euch selbst geschlossen habt, dann wird euch das um 100% entspannen.
Was aber, wenn in einer Familie alle unterschiedliche Ordnungslevel haben?
Der Vater möchte die Fernbedienung immer parallel zur Sofakante ausrichten, Mutti poliert die Spüle – der eine ist ordentlich, dem anderen ist es egal, außerdem hat man vielleicht Kinder, denen ist Ordnung völlig wurscht. In diesem Fall braucht ihr Inseln! Inseln, die vom Chaos unberührt bleiben. Das Schlafzimmer wird zur Tabuzone, dafür darf das Wohnzimmer wild aussehen.
Mir ist zum Beispiel wichtig, dass in unserem Schlafzimmer nicht die Unordnung einzieht, weil das ein Rückzugsort für mich ist, wo ich alles hinter mir lassen kann. Wenn man diese Inseln hat, ist es auch nicht mehr so schlimm, wenn am Esstisch alle Homeschooling machen und die dreckigen Teetassen noch dazwischen stehen. Das kann man lockerer sehen, wenn man diese Inseln auch der optischen Ruhe geschaffen hat.
Ganz wichtig: Man muss das gemeinsam besprechen und allen vermitteln, warum das für einen wichtig ist. Wenn man das besprochen hat und sieht, dass jeder andere Bedürfnisse hat, nimmt das viel Stress aus der Situation und macht lockerer.
Die praktischen Tipps für Ordnung bei Homeschooling und Home Office:
- Besorgt euch Kartons. Am besten für jedes Kind/Familienmitglied einen. In den wird nach getaner Arbeit alles hineingelegt und zur Seite geräumt. Alles einfach rein, ohne großes System. Schnell und simpel soll es sein.
- Wer Homeoffice arbeitet sollte sich über einen Rollcontainer Gedanken machen. Abends einfach alles hinein legen, Schublade zu und man ist zu Hause. So hat man die Arbeit nicht immer vor Augen und ein schlechtes Gewissen. Ausserdem sind so wichtige Unterlagen vor Knetefingern geschützt.
- Schule spielen: Richtet im Haus/in der Wohnung einen kleinen Schulbereich ein. Vielleicht sogar mit einer Tafel oder einem Whiteboard. Hier wird nun konzentriert gearbeitet und es gibt dem Kind ein bisschen das Gefühl von “richtigem Lernen”.
Und was ist, wenn es einen wirklich wahnsinnig macht?
Ich weiß, dass die Insel-Kompromisse für einige nicht ausreichend sind. Gerade wenn psychische Probleme, Hypersensibilität oder andere Probleme hinzukommen, dann kann Unordnung einen richtig krank machen. Und glaubt mir, ich verstehe das zu gut! Also, wie kann Ordnung bei Homeschooling und Home Office klappen?
Also hier kommt die große Ausnahme: Macht es umgekehrt. Die Insel-Lösung mit wenigen aufgeräumten Spots wird umgedreht. Haltet die Wohnung ordentlich und sauber und erlaubt eine Insel, in der es unordentlich sein darf. Nehmt beispielsweise den Küchentisch, auf dem alles stattfindet und der nicht tiptop aussehen muss. Schaut, womit ihr am besten zu Recht kommt und auch hier ist wichtig: Kommuniziert es mit allen Familienmitgliedern!
Und was, wenn Homeshooling vorbei ist und man nur noch das Homeoffice durchziehen muss?
Bei vielen ist es mittlerweile so, dass die Kinder wieder in der Betreuung oder in der Schule sind, man aber noch immer im Home Office fest sitzt. Viele von uns haben sich mittlerweile daran gewöhnt und schätzen es, dass sie von zuhause ihre Arbeit verrichten können. Ich wäre in meinem letzten Job überglücklich gewesen, da es mir alleine von den Fahrzeiten minimum 1,5 Stunden am Tag gespart hätte. Und das geht sehr vielen so.
Und das ist mein großer Tipp: Macht euch bewusst, wie viel Zeit ihr spart, nicht zur Arbeit fahren oder laufen zu müssen. Wie viele Minuten musstest du an der U-Bahn-Station warten? Wie oft standest du im Stau? Wie viele Minuten brauchst du zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu deiner Arbeitsstelle? Du wirst erstaunt sein, wie viele Minuten oder sogar Stunden du nun zusätzlich hast. wahrscheinlich ist diese Zeit im täglichen Alltag einfach so verschwunden, aber mache sie dir einmal ganz bewusst. Denn diese Bonusszeit kannst du ganz bequem nutzen, um ein bisschen Ordnung in dein Homeoffice zu bringen. Und mag dein Fußweg noch so kurz und die Bahnverbindung noch so schnell sein – die Kaffeetasse kann man in der gesparten Zeit allemal in die Spülmaschine stellen.
Nutze die gewonnene Zeit!
Und bei anderthalb Stunden gesparter Autofahrt, kann man seinen Schreibtisch wirklich toll in Ordnung halten und sogar vor Arbeitsbeginn eine kleine Reflektion starten, was denn am Tag so ansteht, was Priorität hat, wer anzurufen ist und was man getrost verschieben kann. So ist der Tag gleich sehr viel entspannter und strukturierter.
Warum ich an dieser Stelle dann doch mit Ordnung halten und dem Aufräumen um die Ecke komme? Wenn zuhause etwas Ruhe einkehrt, dann sollte man sich wieder auf sich und seine Aufgaben konzentrieren. Und ein ordentliches Umfeld erleichtern dies ganz erheblich.
Denn leider besitzen die wenigsten von uns ein eignes Büro zu Hause, in das sie sich zurückziehen können. Die meisten nutzen den Esstisch, eine Ecke im Wohnzimmer oder einen kleinen Schreibtisch im Schlafzimmer. Das sind naturgemäß nicht gerade Ort, die für volle Konzentration stehen. Rund um uns herrscht Ablenkung und ein Arbeitsbereich, der ursprünglich nicht dazu gedacht wurde.
Wer konnte sich vor drei Jahren schon vorstellen, dass er zukünftig im Schlafzimmer Konzepte entwicklen wird. Oder unter der Dachschräge Vertriebscalls durchführt? Die wenigsten von uns haben ihren Wohnraum so geplant, dass er auch zum Arbeiten genutzt werden kann.
Umso wichtiger ist es Struktur in sein Homeoffice-Umfeld zu bringen, damit man sich konzentrieren kann:
Die wichtigsten Eckpunkte für mehr Ordnung im heimischen Büro
- Erst einmal ausmisten: Alles beginnt immer mit dem Entsorgen überflüssiger Papiere, Zettel und ungenutzter Dinge, die nicht in unser kleines Büro gehören. Also weg damit!
- Minimalismus auf die Arbeitsplatte – je weniger dort steht oder liegt, desto besser können wir uns nachher konzentrieren.
- Keine Zettelwirtschaft mehr! Besorge dir ein hübsches Notizbuch und trage dort alles ein, was du dir über den Tag notieren möchtest.
- Lege dir gut beschriftete Ordner an, um die Zettelwirtschaft zu bändigen. Auch Hängeregister sind toll und sogar noch weniger aufwändig zu füllen, da man nicht erst den Locher heraus holen muss. Verstecke sie nicht, sondern habe sie im Zugriff, so dass du sie immer griffbereit hast.
- Auch wenn es ein bisschen spießig ist: Ein Posteingangskörbchen oder ein Ablagefach sind optimal für Dinge , die noch bearbeitet werden müssen.
- Habe nur wenige aktuelle Projekte auf dem Tisch und lege alles andere son schnell wie möglich ab oder entsorge es gegebenenfalls.
- Nach getaner Arbeit immer direkt aufräumen und alles verstauen. So kannst du gedanklich viel besser vom Arbeitsalltag abschalten und für einen ordentlichen Start am nächsten Tag sorgen.
Mache es dir schön!
Da das Homeoffice oder deine Büroecke in deinem Haus sind, sollten sie sich dort harmonisch einfügen und nicht wie ein Alien-Ei in der Ecke darauf hinweisen, dass sich dort etwas befindet, was dort eigentlich nicht hin gehört. Ihr versteht, was ich meine?
Such dir schöne Büroartikel und Materialien, die zu dir passen. Ein ganz banales Beispiel: Der 0815-Locher in knallrot mag vielleicht in das Büro passen, bei dir zuhause wirkt er wie ein Fremdkörper, da du sehr clean und eher in Cremetönen eingerichtet bist. Also besorge dir ein Exemplar, das zu dir passt!
Habt ihr noch Tipps, wie man das Chaos etwas entspannter angehen kann?